Seit der Entstehung der O-Jolle um 1935 wurden die Boote über viele Jahre ausschließlich aus Holz gebaut. Viele dieser Boote segeln noch heute und werden von ihren Besitzern oft liebevoll gepflegt. Vor allem in Österreich und Bayern gibt es eine große Flotte von diesen traditionellen Booten. Häufig wurden diese technisch auf den aktuellsten Stand gebracht.

Gute Holzboote stehen modernen Booten hinsichtlich Bootsgeschwindigkeit um nichts nach (Yardstick einheitlich 114). Trotzdem gibt es eigene Regatta- Veranstaltungen, bei denen nur klassische Holzboote startberechtigt sind.

Die Österreichische Olympiajollen Klassenvereinigung ist bemüht, die Interessen dieser Holzboot-Eigner zu vertreten.

Unsere Rubrik "Holzboote" soll zukünftig auch Holzboot-Interessierten Informationen bieten. 


221128_martls Holzbootgeschichte_Teil 04

 

Eine HOlzbootgeschichte in - hoffentlich nicht unendlich vielen - Fortsetzungen.

 

4. Kapitel - "In Sanierung fünf Boote".

 

Wer etwas stutzig wurde beim Titel des 4 Kapitels und einen grammatikalischen Ausrutscher vermutet, den darf ich aufklären:

Eines der bekannteren Werke des irischen Schriftstellers Brian O’Nolan, besser bekannt unter dem Pseudonym Flann O’Brien (1911–1966) heißt in der Übersetzung von 1989 „In Schwimmen-zwei-Vögel“.

Während O´Brien´s Protagonist in Irland vor vielen Jahrzehnten seine Geschichte erlebt, findet meine Geschichte heute und hier statt.

Und auch nicht an einem schönen Ort am Gestade des Shannon Rivers, sondern in einer Werkstatt vor den Toren Wiens in der gerade fünf Boote saniert werden.

Natürlich hätte ich das 4. Kapitel mit „In Bisamberg bei Wien“ beginnen können, aber da klingt mir doch die Ortsangabe „In Sanierung fünf Boote“ viel besser. 😊

 

Also hinein geschaut in den Bootsrumpf mit dem Bootsbauer meiner Wahl Georg Friedl und mit dem Edelstahl-Körner in alle vermuteten und tatsächlichen Schwachstellen gestochen, vieles gefunden und noch mehr ToDo´s besprochen.

 

In etwa kann man sich das so vorstellen:

Innerhalb der ersten Stunde der Durchsicht wurde bei „eine Fuge abdichten“ begonnen und hat bei „Alles neu“ geendet.

In der zweiten Stunde wurde dann allerdings von „Alles neu“ wieder auf „Das was erforderlich ist“ reduziert.

Eines ist klar, der Grund des Werkstattbesuchs, die undichte Fuge muss saniert werden.

Wobei gar nicht zu 100% klar ist, ob nun die Fuge zwischen Kiel und Schwertkasten - in der Skizze (1) - oder die Fuge zwischen Bodenbretter und Kiel (2) die Hauptschwachstelle ist (oder beide) - in diesem Fall hilft nur: Beide müssen saniert werden.

 

So ein 58 Jahre altes Boot hat natürlich schon einiges durchgemacht und einige Überholungen über sich ergehen lassen „dürfen“.

Obwohl die Substanz des Boots prinzipiell okay ist, gibt’s doch viele Details, die einem - Techniker, aber insbesondere als - Segler aber den Kopf „verwirren“.

Stellvertretend ein Foto der Querstrebe, die nach Demontage der angetroffenen Klemmen aussieht, als wäre Familie Holzwurm zu Gast gewesen.

Immer neue, immer andere Klemmen montiert, aber die alten Löcher nicht geschlossen…

Oder der Schwertkasten rechts vorne bei dem offensichtlich ein Auge oder etwas Vergleichbares ausgerissen ist, was aber offensichtlich nicht störte und mit irgendwas Zähem bekleistert wurde 

Das kam natürlich auch auf die Reparaturliste!

 

Da ich schon alles abmontiert hatte, habe ich mir auch gleich die Frage beantwortet, was all die Beschläge, Schnürln, Klemmen und das ganze Zeug auf einer O/Jolle so wiegen.

Jetzt weiß ich´s: Exklusive Traveller 12,63kg.

Das Boot war jetzt für die ersten Reparaturen vorbereitet und Teil_04 endet hier.

 

Falls ihr an dieser Stelle den Hinweis auf Teil_05 erwartet habt, dann darf ich euch überraschen - es folgt eine Rätselfrage:

Was schätzt Ihr, wiegt eine Travellerschiene mit Umlenkrollen, Leinen und Befestigungsschrauben???

 

Und die Antwort folgt - ganz richtig - in Teil_05 😉
Euer Holzbootspflegermartl

 


221128_martls Holzbootgeschichte_Teil 03


Eine H
Olzbootgeschichte in - hoffentlich nicht unendlich vielen - Fortsetzungen.

 

3. Kapitel - Erstens Wasser, zweitens Wasser, drittens Wasser.

 

In (meinem) Union Yacht Club Neusiedlersee stehen seit heuer leider mehr Boote an Land, als schwimmend im Wasser und eine Wasserstandsbesserung ist nicht in Sicht.

Und auch im Wiener Club an der Neuen Donau gleicht das Landgelände frappant einem Zwischen-, oder vielleicht sogar Endlager - von vormals schönen und edlen Segelsportgeräten.

Dieses Schicksal wird mein neues, altes OLYMP Holzboot sicher nicht teilen, also runter vom Hänger und rein ins Wasser.

Mast ist drinnen, Baum eingehängt, alle Trimmleinen neu eingefädelt und alles Überflüssige für die erste Ausfahrt raus geschmissen.

Das beste Wetter hab ich für die erste Wasserung allerdings nicht erwischt - tief hängende Wolken, alles grau in grau.

Echtes Trübsal Wetter - sollte das eine Vorahnung sein?

Da meine Lenzklappen im Heck noch auf eine neue Gummidichtung warten, bin ich nicht sonderlich überrascht, dass beim Slippen etwas Wasser über selbige ins Boot rinnt.

Als das Boot dann vollständig vom Slipwagen ins Wasser geglitten ist, fällt mir eine alte Seglerweisheit ein:

„Der erste und der letzte sind die glücklichsten Tage eines Bootsbesitzers“.

(Ich vermute allerdings, dass der Spruch aus einer Zeit stammt, als es noch keine Kunststoffboote gab).

Für mich war jedenfalls klar: Mein erster glücklichste Tag mit dem neuen, alten Holz O/Jollerl war dieser Tag des ersten Slippens!

Was sollte jetzt noch kommen?

Logisch: Probeschlag!

Als ich die Pinne in die Hand nehme, folgt allerding die erste unerfreuliche Überraschung - das Auslegergelenk ist hinüber - over and out mit Probeschlag …

Keine Sache denk ich mir, wenn ich mir etwas aus der guten alten LASER Zeit in die schöne neue O/JOLLEN Zeit mitgenommen habe, dann sind´s Pinnenauslegergelenke…
Während ich so am Boot sitze und überlege, wie viel Aufwand kaputtes Gelenk ausbohren und Ersatz einsetzen ist, traue ich meinen Augen kaum:

Mehr und mehr Wasser „diffundiert“ von irgendwo ins Boot!

Wahrscheinlich die abgerockten Lenzklappen im Boden … ziemlich verbogen, vor allem die linke…

Deswegen hab ich auf meiner Linnekuhl auch ein Slipwagerl, wo die Lenzklappen immer hinter der Bootsauflage sind, denk ich mir zufrieden.

Also die OLYMP raus aus dem Wasser, leer lenzen, Klappen mit Tesa zukleben und nochmal rein ins Wasser zum Test.

Oh, oh… gar nicht gut - nach dem zweiten Wassern ist klar: Meine alte Dame ist eine Trinkerin!

Auch mit zugeklebten Bodenlenzern füllt sich der Bootsboden langsam, aber stetig.

Es scheint die Fuge zwischen Bodenbrettern und Kiel zu sein, wo das Wasser in einem steten Film ins Innere eindringt.

Das schaut jetzt nach „Arbeit“ aus, wenn ich das dicht bekommen will.

Gut, dann O/Jolle weggeräumt, Handy rausgeholt und meine Holzbootbesitzerfreunde befragt, was zu tun wäre.

Wie ich die Gespräche nun drehe oder wende, wenn ich nach einer Lösung auf Dauer aus bin - und das bin ich - dann muss die O/Jolle wohl in die Werkstatt.
Der Bericht vom jetzt erforderlich gewordenen Werkstattbesuch kommt aber erst - richtig - 
in Teil_04 
😉

Keep hiking - 
Martl


221123_martls Holzbootgeschichte_Teil 02


Eine H
Olzbootgeschichte in - hoffentlich nicht unendlich vielen - Fortsetzungen.

 

2. Kapitel - Schau ma mal, dann wer ´ma sehen.

 

Jeder Teil der Fortsetzungsgeschichte soll ja humorvollen beginnen, also:

Der Olymp (griechisch Ὄλυμπος [ˈɔlimbɔs]) ist das höchste Gebirge Griechenlands. Das fast ganz aus mesozoischen Kalksteinen bestehende Massiv liegt an der Ostküste Griechenlands.“ (Quelle Wikipedia)

Stimmt natürlich, aber nicht ganz liebes Wikipedia.

Erstens heißt´s die OLYMP,

zweitens kann von Kalkstein keine Rede sein, es handelt sich definitiv um Mahagoni und

drittens ist´s auch kein höchstes Gebirg, sondern ein kleines Einmannholzjollenboot und

das schreibe ich jetzt nur der guten Ordnung halber, weil´s eh inzwischen schon alle wissen: Nicht in Griechenland, sondern im, zugegebener Weise, ebenfalls bergigen Österreich.

Ah ja, und da steht ja auch der Name drauf auf dem schönen Holzboot: OLYMP.

Sorgfältig ins Freibord eingefräst und anschließend ausgemalt - so einen Bootsnamen werde ich sicher behalten!

Also weiter an die Erste Durchsicht. - Was hab ich da eigentlich gekauft?

Plankenbau Holz O/Jolle, Baujahr 1964, offensichtlich nicht verwahrlost und alles dabei - genau so wollte ich´s ja.

Dass der Lack unter den Bodenbrettern Zuwendung benötigt, wusste ich bereits von Jan´s Fotos.

So wie es jetzt aussah, werden gewisse Bereiche am Boden doch etwas mehr Zuwendung benötigen, da vereinzelt überhaupt kein Holzschutz mehr vorhanden ist - Wo ist der wohl geblieben?

 

So als nächstes: Alles wurde gewogen, was leicht zu wiegen möglich war.

Ruderanlage wiegen ist leicht und auch für „Lenkbleche“ sollten die 6kg Mindestgewicht aus der Klassenvorschrift eine Orientierungsmarke sein.

Meine Regattaboot - Ruderanlage von Thomas Bergner wiegt natürlich 6,05Kg, aber das neue Alte?

Okay 7,635kg auf meiner Fahrradwaage gemessen - dort geht’s ja bekanntlich auch um Gramm - sind jetzt nicht top, aber mit ein paar Adaptierungen werde ich das Gewicht schon noch runter bringen.

Ist dabei ja genug Blech und Edelstahl verbaut worden.

So jetzt der Mast.

Ist ein Needlespar, also okay vom Prinzip, heben tut er sich allerdings schwer… Hmmm.

Die Waage überrascht mich dann aber positiv.

Mit montierter Edelstahlschelle für den Baumniederholer wiegt der neue alte Needlespar 12,83kg - Das ist okay, zudem ich ja die Innenrohrlänge nicht kenne.

Mein erster, inzwischen verkaufter Needlespar wog ohne Edelstahlschelle auch 12,33kg und mein neuer M6 auch noch 12,00kg.

Bei nächster Gelegenheit werde ich mir die Biegekurve vom neuen alten Needlespar ansehen.

Bei dem Gewicht sollte er eigentlich im mittelharten Bereich liegen, so 12,5cm bis 14cm an der tiefsten Stelle - Schau ma mal, dann wer ´ma sehen 😊

So und jetzt wird´s spannend - weg mit den „Kleinteilen“ und die „ganze Mutti“ auf die Waage!

Der Einfachheit halber habe ich das Schwert drinnen gelassen, dass sollte so - unter Berücksichtigung der Form - bei ca. 27kg liegen.

Meine Milchmädchenrechnung lt. Klassenbestimmungen lautete daher:

Rumpf mit eingebauten Trimmbeschlägen, aber ohne Mast, Wanten, Baum, Großschot: 150kg

Bodenbretter: 10kg

Plus die angenommenen Kilo für´s Schwert: 27kg

Alles zusammen: 187kg

Obwohl´s schon dunkel war und ich zweimal gewogen habe, dämmert es mir langsam und blieb vom nächtlichen Vorwinternebel unwidersprochen:

Sollten O/Jollen-Boote so wie Ihre Segler mit den Jahren Hüftspeck ansetzen???

Gemittelt gute 207kg waren das Ergebnis meiner Abwaagen, dh in etwa 20kg mehr als lt. Klassenbestimmungen erforderlich!

Jetzt hoffe ich noch, dass mein Holz Paddel, das ich vergessen hatte rauszunehmen, ein ganz, ganz schweres Exemplar ist…

Okay, dann halt: „Houston, we have a problem!“ (Apollo 13, USA/1970)

Oder in der zeitgemäßen Sprache der geschätzten Unternehmensberater und Kommunikations-Guru´s:

Es gibt keine Probleme, es gibt nur Herausforderungen!

In meinem Fall nun aber ziemliche Herausforderungen.

Zum Schnürl-Mischmasch und anderer suboptimaler „Bauteile“ werde ich mich jetzt nicht mehr ausbreiten, denn viel interessanter ist ja die Frage:

Welche Figur würde meine hübsche OLYMP im Wasser machen?

Aber der „ungeschönte Tatsachenbericht“ kommt erst - richtig -

In Teil_03 😉

 

Gruß Martl


221119_martls Holzbootgeschichte_Teil 01

Eine HOlzbootgeschichte in - hoffentlich nicht unendlich vielen - Fortsetzungen.

 

1. Kapitel - Ideenschwanger

Wie viele Geschichten fängt auch diese vor langer Zeit an.

Wann meine Holz O/Jollen Geschichte genau begonnen hat, weiß ich nicht genau und tut letztendlich auch nichts zur Sache.

Jeder geht ja zuerst einmal mit einer Idee schwanger, bevor diese - vielleicht früher, vielleicht irgendwann einmal oder doch nie - in die Realität umgesetzt wird.

Kurz: Ich habe mir immer wieder Holzboote angesehen, hab mich umgeschaut, was um wieviel und zu welchen Konditionen und vor allem in welchem Zustand angeboten wurde.

Nach viel Grundlagenarbeit und langer Überlegung war mir klar, was ich wollte:

Ich wollte keine Ruine zu einem zweiten Leben verhelfen, noch wollte ich ein fertig saniertes und frisch beschlagenes Boot übernehmen.

Ich wollte eine Holz O/Jolle in einem ordentlichen Zustand, kein U-Boot und auch keinen Bastlertraum.

Mit allen notwendigen Teilen dabei, also nicht: „Verkaufe Rumpf O/Jolle unvollständig - unser Opa ist gern damit gesegelt, wo die anderen Teile sind wiss ma aber leider nicht“.

Und ich suchte ein Holzboot, das auch gut segelt, dh. das auch in Regatten gezeigt hat, dass man zumindest theoretisch gut mitfahren konnte.

Über einen Tip von Matthias kam ich schließlich zu Jan ten Hoeve.

Jan, der eine Linnekuhl hat und der gerade eine neue Van Eijk in Bestellung hatte und nachvollziehbarer Weise meinte, drei O/Jollen sind vielleicht doch eine zu viel, war bereit, sein Boot zu verkaufen.

Das war Anfang Juli 2022.

Aber Jan hatte es mit dem Holzbootverkauf nicht besonders eilig, es gab anfänglich keine Fotos von der O/Jolle GER 522 und auch waren die Schiffspapiere nicht zu finden.

Also begann ich nachzufragen.

Dankenswerter Weise konnte mir Christian Seikrit aus Berlin eine Info zur GER 522 zukommen lassen:

„Die GER 522 ist in der Tat vom Bootsbaumeister Heinz Räder in seiner Werft am Wannsee gebaut.

Dort hat er in den 60er Jahren mehr als 12 O-Jollen gebaut, ua. Nr. 495 (3 DM,1EM), 499, beide aus Zedernholz.

GER 518, 522, 600, 610, 637 aus Mahagoni - unter damaligen O-Seglern die Königinnen der O-Jollen genannt.

Es waren alles schnelle Schiffe, die sehr gefragt waren.

Selbstverständlich vermessen u. gemäß den Bauvorschriften des DSV für die Einheits-Olympiajolle (1936) gebaut.

Erster Eigner der GER 522 war Wolfgang Bormann vom SC Odin/JSC.“

Mast u. Schotbruch wünscht Klaus Pommeränig (Pommes)

 

Aus dem DSV Yachtregister - sehr kompetente Leute dort - wusste ich inzwischen: Es gibt auch Vermessungspapiere zu diesem Schiff !

Das hat mich nun weiter bestärkt und ich konnte mich mit Jan über den Verkauf verständigen.

An einem Tag, in einem zwei mal acht stündigen autofahrerischen Ausdauerakt, wurde die O/Jolle in Heilbronn übernommen und nach Wien gebracht, inklusive einer notwendigen Umlade-Aktion am dortigen Bahnhofsparkplatz unter Mithilfe einiger interessierter Passanten 😊.

Besonders erfreulich im Augenblick des Umladens war, dass meine vor der Reise angestellten Überlegungen, ein Harbeck Slipwagerl mit einem RHC Trailer müsste (eigentlich) kompatibel sein, richtig waren.

Und so viel konnte ich beim Umladen auch schon feststellen:

Der augenscheinliche Zustand der O/Jolle, der mir über Fotos transportiert wurde - und der war ja positiv - lag nicht so weit von der Wahrheit entfernt.

Ich war also in freudiger Erwartung der ersten Durchsicht,

aber das kommt dann erst in Teil_02 😉

 

Gruß Martl    

 


Holz O-Jollen Album

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