Die Frage, ein neues oder gebrauchtes Boot zu kaufen, stellt sich bei den meisten O-Jollen Interessenten nicht. Neue O-Jollen sind durch eine aufwendige und stabile Bauweise teuer. Im Gegenzug erhält man ein langlebiges und wertstabiles Boot; es gibt allerdings nur wenige, die für eine Jolle so tief in die Tasche greifen.
Gute und schnelle Gebrauchtboote sind für hingegen Jedermann leistbar.
Infos dazu von Stefan de Vries.
Nachfolgend eine Übersicht für potenzielle Bootskäufer.
Eine neue O-Jolle kostet ca. 30.000 Euro.
Für Zubehör wie Trailer, Segel und Persennings muss man noch einmal ca. 5.000 Euro einkalkulieren, um sich voll ausgerüstet auf den Weg zur ersten Regatta machen zu können.
Für einen Neubau kann man sich derzeit an folgende Werften wenden
(in alphabetischer Reihenfolge):
Deutschland:
Holland:
Die O-Jolle gibt es seit über 80 Jahren und somit sind viele Boote verschiedenen Alters am Markt. Durch die stabile Bauweise kann sie bei entsprechender Pflege viele Jahre (und Jahrzehnte) gesegelt werden.
Hier ist oft weniger das Alter, als der Zustand und die technische Ausrüstung entscheidend. Gebrauchtboote gibt es teilweise sehr günstig, wobei man hier bei vermeintlichen Schnäppchen vorsichtig sein sollte. Vor allem bei Holzbooten können versteckte Schäden aufwendige und kostspielige Reparaturen nach sich ziehen. Auch der Tausch von Beschlägen und Leinen
kann schnell viele hundert Euro verschlingen.
Aktuelle Boote haben heute meist einen Kunststoff-Rumpf mit Holzdeck. Es gibt aber auch schnelle Sperrholz Boote und konkurrenzfähige beplankte Holzboote. Wer den Pflegeaufwand scheut, findet am Markt auch Boote, die komplett aus GFK gebaut sind.
Zum Regattasegeln muss auf Dinge wie verstellbare Wanten und eine hochwertige Beschlags-Ausrüstung geachtet werden. Solche, bereits konkurrenzfähige Boote bekommt man gebraucht ab ca. 5 - 6 Tausend Euro. Für ein schönes, modernes gebrauchtes Regattaboot sollte man ca. 10-15 Tausend Euro budgetieren.
Wenn Du Deine O-Jolle gefunden hast, gibt es noch ein paar Dinge, auf die Du achten solltest, bevor Du den Kaufvertrag unterschreibst.
Messbrief:
Achte darauf, dass Du vom Verkäufer den kompletten Messbrief bekommst. Sehr wichtig sind dabei die Messblätter auf denen alle Maße, Gewichte und das Ergebnis des Pendeltests vermerkt sind. Ohne dieses Dokument bekommt man in Österreich kein Yachtzertifikat, welches zur Teilnahme an Regatten benötigt wird. Eine Nachvermessung ist hierzulande (und auch im näheren Ausland) nicht möglich. Falls das Original nicht mehr vorhanden ist, reicht im Notfall auch eine Kopie, die man eventuell vom jeweiligen Segelverband bekommen kann.
Segel:
Prüfe die Qualität des aktuellen Segels und kalkuliere gegebenenfalls ca. 1.000 Euro für eine Neuanschaffung ein. Viele alte Segel bringen in der Regel wenig. Bei einem gebrauchten Auto würdest Du für drei Sätze alter Reifen auch keinen Euro extra bezahlen.
Profilruder:
Ein Profilruder muss nicht sein. Es bringt aber Vorteile im Steuerverhalten, vor allem bei mehr Wind. Wenn Du ein Boot mit (altem) „Lenkblech“ kaufst, kannst Du damit einmal anfangen. Auch Regatten kann man damit erfolgreich segeln. Früher oder später wirst Du Dir aber sicher ein Profilruder wünschen. Ab ca. 750 Euro gibt es solche Profilruderanlagen zu kaufen.
Mast:
Für einen Anfänger ist es ratsam, ein verbreitetes Mastprofil zu haben. So kannst Du bei Fragen zu Trimm und Einstellung auf die Erfahrung vieler anderer Segler zurückgreifen. Needlespars, AG+, Superspars M6, oder Emetti sind aktuell die häufigsten Masten. Verschiedene Segelmacher können bewährte Segelschnitte dafür liefern.
Persennings:
Idealer Weise sind bei einem Bootskauf Ober- und Unterpersenning sowie eine Mastpersenning dabei. Manche Segler haben auch noch eine eigene Oberpersenning für den Transport. Prüfe den Zustand der Persennings. Neue Maßanfertigungen sind teuer. Günstige Massenware passt meist nicht besonders gut.
Anhänger:
Achte darauf, dass Du alle nötigen Dokumente für die Anmeldung bekommst. Wenn Du im Ausland kaufst, muss der Anhänger in Österreich, sofern er kein CoC-Papier hat, typisiert werden.
Vorsicht ist hier bei Holländischen Anhängern geboten. Diese haben in der Regel keine Papiere, in den Niederlanden wird einfach das hintere Nummernschild des Zugfahrzeuges am Anhänger befestigt. Eine Zulassung in Österreich ist prinzipiell möglich, aber auf jeden Fall schwieriger als bei einem ausländischen Hänger mit Papieren. Auch ein legaler Straßentransport nach Hause ist mit so einem Trailer nur auf einem Autoanhänger möglich.
Evtl. kann man mit dem Verkäufer vereinbaren, dass er den Anhänger noch so lange angemeldet lässt, bis die Typisierung abgeschlossen ist. So kann man zumindest den Termin bei der Typisierungsstelle noch unkompliziert (mit rotem Kennzeichen) wahrnehmen.
Infos zur Typisierung sind beispielsweise unter folgenden Links zu finden:
Worauf man sonst noch achten sollte:
Schau Dir das Boot genau an. Der Allgemeinzustand sagt schon einmal viel darüber aus, wie das Boot behandelt wurde. Öffne die Inspektionsluken und halte Deine Nase hinein. Wenn diese regelmäßig zur Trocknung und Belüftung geöffnet wurde, sollte es, vor allem bei Booten mit Holzausbau, keine modrigen Gerüche geben.
Schau dir an, ob die Leinen und Gummis, sowie die Beschläge in Ordnung sind. Ein gepflegtes Boot kann man hier gut erkennen. Der Austausch von Leinen und Beschlägen ist teuer. Kontrolliere den Rumpf und das Deck auf schadhafte Stellen. Eine Rumpf- und Deck-Lackierung kann in die Tausende gehen...
Wenn Du Fragen hast, darfst Du Dich gerne an uns wenden. Wir haben kein finanzielles Interesse und können (zumindest unter Vorbehalt) einschätzen, ob ein Boot den gefragten Preis wirklich wert ist.
Viele gebrauchte Boote werden unter der Hand verkauft und erscheinen nie am offiziellen Gebrauchtmarkt. Durch unsere Kontakte wissen wir häufig von Besitzern, die daran denken, ihr Boot zu verkaufen. Prinzipiell ist es im Moment nicht ganz einfach, ein gutes Boot zu finden. Es werden wegen der hohen Neupreise nur wenige Boote gebaut. Die Nachfrage nach gebrauchten Regattabooten ist im Moment aber sehr hoch.
Kother
Rumpf: Holz oder Polyester
Deck: Holz
Kother-Boote werden nicht mehr hergestellt, sind aber noch häufig am Gebrauchtmarkt zu finden.
Beispiel: Kother 1990
Linnekuhl
Rumpf: Polyester
Deck: Holz
Sehr verbreitete und erfolgreiche Rumpfform, die von anderen Werften teilweise
übernommen wurde. Gefragte Boote am Gebrauchtmarkt.
Beispiel: Linnekuhl 2000, Linnekuhl 1995 - Modifikation Schwertkasten
Martin Herbst
Rumpf: Polyester
Deck: Holz
Hat vor einigen Jahren die original Linnekuhl-Form gekauft. 2022 wurde die Rumpfform "modernisiert".
Beispiel: Herbst 2022
Niederländer
Rumpf: Holz
Deck: Holz
Formverleimte Sperrholzrümpfe. Schnelle Boote für Holzfreunde.
Mik
Rumpf: Polyester
Deck: Polyester
Robuste, günstige Boote. Seit Anfang der 90er Jahre (ab NED 460) verwendet Mik die
Linnekuhl-Rumpfform. Von älteren Booten (ohne Holzscheuerleiste) ist Regattaseglern eher abzuraten. Viele Boote haben
einen tiefen Cockpitboden, der großgewachsenen Personen bei Manövern zu Gute kommt.
Mik hat die Fertigung 2021 beendet und seine Formen an "Jachtwef Heeg" veräußert.
Beispiele: MIK 1996, MIK 1997, MIK 2012
Jachtwert Heeg
Rumpf: Polyester
Deck: Polyester
Heeg hat die MIK-Formen übernommen.
Thomas Bergner Bootsbau
Rumpf: Polyester oder Epoxy
Deck: Holz oder Polyester
Zwei verschiedene Bootsformen, U50 und Ü50. Die U50 muss aufrechter gesegelt werden und erfordert somit mehr körperlichen Einsatz. Die Ü50 Form funktioniert auch mit etwas mehr Schräglage.
Beispiel: Bergner 2011, Bergner 2008, Bergner 2012
Bergner & Fuchs
Rumpf: Polyester
Deck: Holz oder Polyester
Vorgänger der aktuellen Bergner Boote.
Fricke & Dannhus
Rumpf: Holz, beplankt, oder Polyester
Deck: Holz
Fricke & Dannhus baut schon viele Jahrzehnte O-Jollen.
Jüngere Boote aus Kunststoff verfügen über die "Linnekuhl-Rumpfform".
Beispiel: Fricke & Dannhus 2008
Koster & Van Eijk
Rumpf: Polyester oder Epoxy
Deck: Holz
Linnekuhl-Rumpfform. Bei der MKII-Version wurde der Rumpf leicht modifiziert. Gefragte und hochpreisige Boote, am Gebrauchtmarkt selten zu finden.
Beispiel: Koster & Van Eijk 2020, Van Eijk 2017
Vötterl
Rumpf: Holz
Deck: Holz
Formverleimte Holzboote, die auch heute noch sehr erfolgreich bei Regatten segeln.
Needlespars
Weit verbreitetes und bewährtes Mastprofil. Blacktop, mit schwarzem Top, ist er etwas weicher und somit gut für leichte Segler geeignet.
Superspars M6
Aktuell bei Neubooten meist verbauter Mast. Viele Regattasegler haben auf dieses Modell gewechselt.
Preis ca. 2000 Euro
AG+
Ähnliches Profil und Biegekurve wie Superspars.
Emetti
Starboot Profil, steif, teuer, Preis ca. 3000 Euro
Yatal
Sehr weicher Mast für Leichtgewichte. Man erkennt ihn an der roten Farbe und an der eigenwilligen Form. Nicht mehr erhältlich.
Carbon-Masten
Es werden immer wieder Boote Mit Carbon-Masten angeboten. ACHTUNG! Diese Masten sind bei Regatten nicht zugelassen. Eine dahingehende Änderung der Klassenvorschriften ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.
Ambitionierte Regattasegler kaufen jedes Jahr ein neues Segel. Das ist aber keinesfalls notwendig. Auch mit einem 3-4 Jahre alten Segel kann man vorne mitsegeln.
... gibt es auf den Seiten der deutschen, holländischen oder auch gelegentlich bei der österreichischen Klassenvereinigung.
Interessant für Bootskäufer sind evtl. auch die Materialkombinationen der ersten 10 Boote der deutschen Rangliste für 2017, 2018 , 2019 , 2020 , 2021 und 2022