Hier noch eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse zum Training:
It’s all about the Achterliek
Bei vielen Teilnehmern war am ersten Tag das Achterliek oben viel zu offen. Und Höhe will ja niemand leichtfertig verschenken. Gerade bei herausfordernden
Windbedingungen brauchen wir ordentlich Großschotzug. Wir brauchen ein flaches Segel und eine flache Anströmkante.
Bauch-weg-Trimm: Cunningham angezogen, Unterliek und Großschot sind dicht; Traveller in Lee, alles Seglergewicht nach Luv.
Jan: “Wenn viel Wind da ist, muss man wirklich brutal durchziehen. Das Vorstag steht stabil, wenn man die Großschot jetzt brutal durchzieht, geht die Spitze über dem Vorstag weg und die nimmt die obere Sektion des Segels mit.”
Am Wind:
Jan: “Fast alle hatten zu viel Luvgierigkeit. Wenn das Boot zu luvgierig ist, dann zieh erstmal einmal das Schwert ein bisschen hoch. Wenn dann noch zu viel Druck
ist, dann die Luv-Wante ein bisschen fieren.” Einstellung der Luv-Wante, wenn man unruhig am fahren ist: “Du segelst am Wind, tust die Luv-Want aus der Klemme und lässt sie durch die Hand laufen,
bis man merkt, das Boot läuft gut. Dann festklemmen.” Vorteil beim Fieren der Luv-Wante vs. Fieren Vorstag: Dann kippt der Mast nur seitlich weg, aber das Längenprofil von unten nach bleibt
intakt.
Richtig sitzen Knie schonen
Die Kniekehlen sollten beim Ausreiten am Deck aufliegen – nicht an der Innenseite der Cockpitkante. Sonst ruiniert man sich das Kniegelenk und bringt auch nicht das
Maximum an Gewicht auf die Kante. Es empfiehlt sich zu prüfen, ob die Ausreitgurte nicht zu kurz eingestellt sind. Beim Ausreiten sind die Beine gerade, mit leichter Beugung der Knie. O-Ton Jan:
“Knie nicht im rechten Winkel, sonst zieht man sich das Kniegelenk beim Ausreiten auseinander.”
Extratipp Jan: Hintere Ausreitgurte - wer hat - können abmontiert werden, weil wir heutzutage nicht mehr so weit hinten sitzen. Stolperfalle und ein Relikt aus der Ära der Gabelpinne …
Vorwind: Ein Kurs mit Tücken
„Auf der Vorwind gewinnt man die Regatta“, so ist es überliefert. In den Tagen in Portoroz ging es vielen der Teilnehmenden
bei diesem Kurs aber gar nicht so sehr darum, schneller als die anderen zu sein - sondern einfach nicht in den tückischen Adriawellen baden zu gehen …
Um die Kontrolle zu behalten, ist es auch auf der Vorwind wichtig, genügend Großschotzug zu geben - wenn das Segel zu offen ist, wird das ⭕ instabil.
How to Welle
Für viele SeglerInnen, die zum ersten Mal in Salzwasser auf dem ⭕ unterwegs waren, waren die Meereswellen dieser Tage etwas
gewöhnungsbedürftig. Peter und Jan, hatten auch bei diesem Problem Tipps, um in den Wellen nicht zu sehr ins Schwanken zu geraten. Zunächst zur Sitzposition: In der Welle auf Am-Wind-Kurs sitzen
wir weiter hinten in der O-Jolle, weil ich in jeder Welle absteuern muss, um die Geschwindigkeit zu halten.
Jan bemängelte die Passivität bei vielen auf Vorwind-Kurs in der Welle.
So nimmt man Geschwindigkeit mit: Böe fällt ein -> Schot (ca. halbe Armlänge) anholen und ein 2-3 Grad abfallen. Wenn Böe aus ist: Schoten bissi laufen lassen und
wieder auf Kurs anluven. Kostet keine Energie, aber ist anfangs gegen das “natürliche Gefühl”. “Das muss man sich richtig anarbeiten. Wenn man das übt, kann man Vorwind schon ein paar Meter
machen!”, so Jan im O-Ton. Sitzposition ein bisschen weiter nach hinten, damit die Nase nicht ins Wasser stampft.
Keine Angst vor der Halse
Ein Teilnehmer gab beim Thema Halse zu: “Ich sitze drin und warte, bis es vorbei ist.” Die Reaktion der anderen lässt vermuten, dass diese Methode auch bei vielen
anderen Anwendung findet. 😅
Diese Tipps hatte Jan zum richtigen Ablauf für die “perfekt kontrollierte Halse”:
“Wenn so schwierige Bedingungen sind, fährst du auf der Vorwind mit der Luv-Want ohnehin schon fast auf Am-Wind-Stellung. Die Lee-Want ist soweit angezogen, dass sie
gerade nicht ansteht. Wenn Zeit zum Vorbereiten ist, ziehst du Lee-Wante dicht. Dann ziehst du die Schot einen Meter dicht, Lee-Wante dicht, ziehst nochmal Schot einen halben Meter, und machst
Niederholer lose. Dann ist der Baum auch viel höher, wenn er durch den Wind geht. (Schot muss dazu während rundachtern wieder etwas loser sein) Wenn das Boot wieder unter Kontrolle ist, lässt du
die Lee-Wante wieder gehen und ziehst den Niederholer wieder an.”
Wie viel Schwert
Wie hoch ziehe ich das Schwert Vorwind? Das hängt laut Jan davon ab, wie “brutal” ich fahren möchte “Wenn man es gut kann und das Boot
immer etwas nach Luv neigt, kann man mit sehr wenig Schwert fahren. Aber wenn das Boot flach gefahren wird, dann rutsch man seitlich weg und hat überhaupt keine Kontrolle mehr. Dann muss ich
wieder etwas mehr Schwert fahren.” 20 cm aufgeholt ist das mindeste, was am verbleibenden Schwert übrig bleiben sollte. Wenn zu wenig Schwert draußen ist, fehlt der Drehpunkt und das Ruder wird
wirkungslos - das Boot schmiert umher.
Fazit: Trotz der teils herausfordernden Bedingungen waren es großartige Tage unter so vielen ⭕-Freunden im Jadralni klub pirat Portorož. Und weil wir so eifrige Trainees waren, hat sich Jan bereit erklärt, uns einen Tag vor der IÖM noch einmal zu trainieren 🤗 Ich hoffe, wir sehen uns alle im 28.5.2025 im Trainingstag am Mattsee!
Miriam Krammer
AUT 121 „Ois leiwand“